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Einfacher entscheiden

Yvonne Wicke | 3. April 2017

Seit langem können Sie beobachten, wie sich die Wissenschaftler darüber streiten, welches die einzig wahre Theorie der Entscheidungsfindung ist.

Fachliteratur hilft dabei, einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu bekommen. Es sind die literarischen Werke von Daniel Kahneman „Schnelles Denken, langsames Denken“, von Gerd Gigerenzer „Risiko, Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ oder „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten“ von Gerhard Roth, um nur einige zu nennen. Schlagwörter wie Risiken, Ungewissheit, Eintrittswahrscheinlichkeiten, kognitive Verzerrungen oder hilfreiche Faustregeln werden dabei sehr häufig verwendet.

Rational oder intuitiv?

Unstrittig ist: Wer Entscheidungen trifft, macht Fehler! Das wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Ein sinnvolles Ziel ist sicher, diese Fehlentscheidungen zu verringern. Dafür ist es notwendig, den heutigen Entscheidungsträgern Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie einfacher entscheiden können. Dabei ist meine persönliche Empfehlung, bei Entscheidungen mit unbekannten Risiken (große Ungewissheit) den Bauch (die Intuition) nicht zu vergessen und öfter auf die Bauchentscheidung zu vertrauen. Vereinfacht beschrieben treffen wir Entscheidungen entweder mit dem Kopf, also rational, oder mit dem Bauch, sprich intuitiv. Es besteht Einigkeit darüber, wenn alle Parameter (Risiken) eines Problems bekannt sind, dann ist die rationale Entscheidung die Richtige. Doch leben wir in einer ungewissen Welt, in der nicht alle Parameter bekannt sind. Es gibt komplexe Risiken, und es ist fragwürdig, ob die Anwendung oder der Versuch der Anwendung von komplexen Lösungen immer die richtige Antwort ist.

Nutzung von Faustformeln

Es gibt viele positive Beispiele, bei denen der Einsatz von einfachen Faustformeln für die Lösung von komplexen Risiken der richtige Lösungsweg ist. Der Einsatz von Bauchentscheidungen ist u.a. dann sinnvoll, wenn vorhersehbare Situationen mit Lernpotenzial wie Feuerbekämpfung, Luftfahrt oder Sport vorliegen. Außerdem in hochgradig unsicheren Situationen ohne belastbare Datengrundlage. Auch wenn Sie sich auf Wahrscheinlichkeiten nicht verlassen können, die Sie einem Entscheidungsmodell zugrunde legen, sind Sie mit einer Faustregel womöglich besser bedient.

Ein beliebtes Beispiel für eine positive Faustregel erläutert Herr Gerd Gigerenzer in seinem Buch „Risiko, Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ (Seite 42ff.). Hier wird die Situation der Notlandung des Passagierflugzeugs im Jahr 2009 auf dem Hudson River beschrieben. Die Piloten haben sich mit Zuhilfenahme einer einfachen Faustformel gegen den Versuch einer Landung in LaGuardia und für eine Notlandung auf dem Hudson River entschieden:

„Fixiere den Tower: Wenn der Tower in der Cockpitscheibe aufsteigt, schaffst Du es nicht.“

Durch diese „Abkürzung in der Entscheidungsfindung“ haben sich die Piloten das Zeitfenster für die nächsten Schritte der Notlandung verschafft. In der Wissenschaft werden diese Faustregeln oder Entscheidungsabkürzungen Heuristiken genannt. Die Piloten haben die „Blickheuristik“ verwendet. Mit Hilfe der Blickheuristik fangen wir zum Beispiel einen Ball (… und nicht durch komplexe Berechnungen der Flugbahn).

Bauchentscheidungen in unserer Gesellschaft

Das große Problem bei einer Bauchentscheidung ist jedoch die Nachvollziehbarkeit. Unter anderem das heute bestehende gesetzliche Regelwerk lässt es nicht zu, wirtschaftlich wesentliche Entscheidungen anhand einer Bauchentscheidung zu erläutern. Mit der Aussage „Meine Entscheidung habe ich aus dem Bauch getroffen“ wird ein Entscheidungsträger gegenüber seinen Shareholdern sicher nicht aufwarten. Wenn die Intuition stark genug war, dass die Entscheidung zugunsten des Bauches gefallen ist, dann wird der Entscheidungsträger im Nachgang Geld, Zeit und Ressourcen verwenden, um die Intuition mit rationalen Daten zu untermauern.

Wir sollten uns ehrlich fragen, wie oft es vorkommt, dass sich bewusst gegen die Intuition entschieden wird, dass gegen die eigene Erfahrung entschieden wird, und dass bewusst die rationale Entscheidung getroffen wird. Denn aus Sicht des Entscheiders ist genau das nur die zweite Wahl. Die Frage ist, entsteht daraus sogar ein wirtschaftlicher Schaden? Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass Manager wissen müssen, wann sie Entscheidungen nach formalen Regeln treffen, wann sie aus dem Bauch heraus entscheiden sollten und wann sie am besten beide Ansätze kombinieren.

Interessant hierfür wäre, Werkzeuge zu entwickeln, mit denen die Qualität der Bauchentscheidungen zu messen ist. Die TD Trusted Decisions GmbH ist in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik – Information Engineering der JKU Linz dabei, dieses Thema mit unterschiedlichen Projekten zu erforschen. Es wird mir eine Freude sein, Sie mit unserem Newsletter über weitere interessante Neuigkeiten zu diesem Thema zu informieren.

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