Erste (international sichtbare) Ergebnisse aus F&E
Nach Durchlaufen der ersten, erfolgreichen Startphase der Forschungskooperation des Instituts für Wirtschaftsinformatik – Information Engineering mit der TD Trusted Decisions GmbH dürfen wir uns nun darüber freuen, dass die erste Publikation aus dieser Kooperation zur Veröffentlichung an einer renommierten internationalen Konferenz angenommen worden ist. Mitte Dezember 2017 werden wir eine erste Version eines IT-Prototypen im Kontext der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung am „Workshop for Information Technology and Systems“, kurz WITS, in Seoul, Südkorea, präsentieren und mit den dort anwesenden VertreterInnen der wissenschaftlichen Community aus der angloamerikanischen „Information Systems“ und deutschsprachigen „Wirtschaftsinformatik“ zu diskutieren. Diese Konferenz nimmt eine gewisse Sonderstellung in den Disziplinen ein, da sie (im Selbstverständnis als „Workshop“) auf „Research in Progress“, also laufende, nicht abgeschlossene Forschungsprojekte, fokussiert. Zudem ist sie in einschlägigen Konferenzratings und -rankings vertreten und wird von der wissenschaftlichen Kommission Wirtschaftsinformatik in deren Orientierungsliste für ForscherInnen geführt und mit dem Rating „B“ bewertet.
Bauchentscheidungen im Fokus
Im Zentrum der Betrachtung und damit in der Funktionalität der ersten Version des Prototyps steht die Bauchentscheidung der Entscheiderin bzw. des Entscheiders. Vereinfacht werden Entscheidungen rational (Kopfentscheidungen) oder intuitiv (Bauchentscheidungen) getroffen. Diese zwei „Denkmodi“ werden oft als die zwei kognitiven Systeme unterschieden, das System 1 und das System 2. Unser aktuelles Forschungsprojekt zielt dabei auf den folgenden Sachverhalt ab: Bauchentscheidung zu erkennen und sichtbar zu machen und die Qualität einer Bauchentscheidung zu messen. Dafür ist es notwendig, im ersten Schritt die Entscheidungen in das System 1 und System 2 zu klassifizieren. Dies führt zur Erkenntnis, welche Entscheidungen aus dem Kopf oder aus dem Bauch getroffen wurden. Wenn der Entscheider die Entscheidung rational getroffen hat, stellt sich die Frage, ob dieser sich bewusst gegen eine Bauentscheidung entschieden hat. Damit könnte in Zukunft die Qualität von defensiven Entscheidungen gemessen werden.
Präsentation des Prototyps
Wenn der Entscheider die Entscheidung aus dem Bauch getroffen hat, gilt es in diesem Forschungsprojekt Fragestellungen zu entwickeln, die letztgültig die Qualität dieser Entscheidung messbar machen und damit Handlungsempfehlungen ableiten. Auf Basis dieser theoretischen Überlegung entstand ein erster Software-Prototyp in der Ausprägung eines „Wegwerf Prototyps“, also in einer Version, die nicht als Basis für eine Weiterentwicklung gedacht ist. Dieser experimentelle Prototyp dient in erster Linie der Veranschaulichung und ist eine Grundlage zur Diskussion der zugrundeliegenden Logik. Eben dieser Prototyp wird im Dezember in Soul präsentiert und diskutiert werden. Wenig überraschend erscheint vor diesem Hintergrund die Entscheidung der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), das Forschungsprojekt sowie die Entwicklung eines evolutionären Prototyps als förderwürdig anzuerkennen. Damit ist auch finanziell der Grundstein für ein längerfristiges Forschungsprojekt gelegt und es steht der revolutionären Weiterentwicklung des Prototypen nichts im Weg.
Prof. Dr. Stefan Koch & Dr. David Rückel | 07.12.2017